„Einen Bestseller schreiben? Das klappt mit viel Leidenschaft“

Talent, Fleiß und eine gute Idee gehören natürlich auch dazu. Weiß Elizabeth George (73), die seit rund 35 Jahren die Nr. 1 im Krimi-Business ist

Elizabeth George
Elizabeth George lebte zwölf Jahre auf einer Insel vor der Küste des US-Bundesstaats Washington. Jetzt ist sie nach Seattle gezogen (© Jennifer Adams)

Sie hat gerade ihren 21. Thomas-Lynley-Krimi und ihre Schreibwerkstatt „Meisterklasse“ veröffentlicht. In einem ihrer seltenen Interviews erklärt uns die Bestseller-Autorin, was sie so erfolgreich macht und wie auch Sie es schaffen können, ein großartiges Buch zu schreiben. Zum Beispiel, wenn Sie sich beim großen tina-Schreibwettbewerb anmelden …

tina: Liebe Elizabeth, Ihre berühmten Krimis mit Inspector Lynley und Sergeant Havers spielen in Großbritannien und nicht in den USA, wo Sie zu Hause sind. Warum?

Elizabeth George: Ich habe festgestellt, dass es für mich einfacher ist, über einen Ort zu schreiben, an dem ich nicht lebe, als über einen, an dem ich zu Hause bin. An neuen Orten kann ich die Details viel klarer und unbefangener wahrnehmen.

Woher kommt diese große Liebe zu England und speziell zu London?

Das ist so, seit die Beatles 1964 das erste Mal in die USA kamen. 1966 bin ich zum ersten Mal rübergeflogen, um zu erleben: Was ist eigentlich dieses „Swinging London“? Seitdem bin ich immer wiedergekommen. Es gibt so viel zu sehen in London und überhaupt im ganzen Land. Und ich kann so viel lernen …

Auch Ihr 21. L&H-Krimi schickt uns wieder nach London …

London ist ein faszinierender Melting Pot, vereint so viele Nationalitäten und Kulturen, viel intensiver als zu der Zeit, als ich zum ersten Mal dort war. Die Stadt verbindet Geschichte und Tradition mit der Ausgelassenheit eines Ortes, der sich ständig verändert und erneuert. Aber London ist mehr als das, was die Touristen normalerweise sehen, und das ist der Ort, den ich gern durchstreife – immer auf der Suche nach Storys für meine Bücher.

Der neue Fall ist wieder spektakulär und komplex – woher nehmen Sie die Ideen?

Ich habe im Laufe der Jahre Ideen aus vielen verschiedenen Quellen geschöpft. Das kann z. B. der New Forest (Nationalpark im Süden Englands) sein, eine Gegend, die meinen amerikanischen Lesern total fremd ist. Oder es geht um eine Privat-Uni in Cambridge, auch total abgefahren. Um Frauen, die plötzlich ihre Macht entdecken, um arrangierte Ehen in der anglo-pakistanischen Gesellschaft. Es kann sich aus allem etwas ergeben.

Ich habe den schönsten Job der Welt

Elizabeth George liebt das Schreiben seit ihrer Kindheit. Sie arbeitete als Englischlehrerin und ist seit 1988 Schriftstellerin

Seit 35 Jahren verbindet Lynley und Havers nun schon eine besondere Beziehung …

Als ich anfing, diese Romane zu schreiben, hatte ich mehrere Visionen: dass dauerhafte Freundschaft erdrückenden Herzschmerz überleben kann und dass ein Mann und eine Frau, die zusammenarbeiten, einander lieben können, ohne dass diese Liebe jemals sexuell ist. Für mich sind diese beiden Visionen das Fundament der gesamten Buchreihe. Sie sind der eigentliche Grund, warum ich die Bücher schreibe.

Wie motivieren Sie sich zum Schreiben? Gibt’s einen strengen Stundenplan?

Ich liebe das Schreiben seit meiner Kindheit und bin so glücklich, dass daraus mein Beruf wurde. Klar habe ich einen Zeitplan. Das Schreiben muss genauso diszipliniert erledigt werden wie alle anderen wichtigen Dinge des Alltags.

Zeitgleich zu Ihrem neuen Roman „Was im Verborgenen ruht“ erscheint Ihre Schreibwerkstatt „Meisterklasse: Wie aus einer guten Idee ein perfekter Roman wird“. Was können wir daraus lernen?

Ich denke, das Buch bietet Anfängern oder jedem, der daran interessiert ist, wie ein Roman zusammengesetzt werden könnte, sehr viel. Ich zeige es anhand von Beispielen aus einem meiner Romane. Die Leute können lernen, wie ein Autor, also ich, „es macht“, und sie können auch lernen, dass es beim Schreiben eines Romans um so viel mehr geht, als sich an den Computer zu setzen und mit dem Kosmos in Kontakt zu treten. Hingabe, Leidenschaft, Identifikation …

Sie lebten lange auf einer Insel vor Seattle. Nun sind Sie zurück in die Stadt gezogen. Was hat Sie dazu bewogen?

Wir haben zwölf Jahre in einer Kleinstadt gelebt. Irgendwann dachten wir: Jetzt reicht’s, wir waren bereit für die Großstadt. Was ich an Seattle mag, ist, dass es all das Zeug einer Großstadt hat, ohne tatsächlich eine Großstadt zu sein: Museen, Theater, Parks, exzellente Restaurants, Nachbarschaft, Menschen aus unterschiedlichen Ethnien, eine hervorragende medizinische Versorgung. Das alles gab’s auf der Insel nicht.

Und was sagt ihr kleiner Dackel dazu?

Lucy ist fast 19 und schläft viel. Solange sie bei Mom ist, ist sie glücklich.

Liebe Elizabeth, vielen Dank für das Interview. Alles Gute und bleiben Sie gesund!

Danke Ihnen. Ich wünsche Ihren Leserinnen und Lesern ganz viel Glück beim tina-Schreibwettbewerb.

© tina, Anke Gappel (März 2022)

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